Integration ist sehr wichtig in unserer Gesellschaft, denn wir leben in einer Welt, in der Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenleben und vernetzt sind. Es muss eine Grundordnung geben, auf deren Basis Menschen ihr Leben aufbauen können. Jeder hält sich an die Gesetze, respektiert und toleriert jedes Geschlecht, jede Glaubensrichtung, sexuelle Orientierung und soziale Schicht.
Die Definition von Integration ist klar: die Herstellung einer Einheit aus verschiedenen Teilen. Das bedeutet die Verbindung einzelner Personen oder Gruppen aus verschiedenen Herkunftsländern zu einer gesellschaftlichen und kulturellen Einheit. Das bedarf der Zusammenarbeit aller Akteure im Land: Einwanderer:innen sollen die Sprache lernen, sich mit Respekt und Akzeptanz an die Grundordnung, Normen und Werte des Landes halten; Einheimische sollen die Zugewanderten aufnehmen, verstehen und akzeptieren. Für eine erfolgreiche Integration ist das positive Zusammenspiel des ganzen Volkes notwendig. Gemeinsame Übernahme von Verantwortung, gemeinsame Gestaltung, gleichberechtigte Partizipation und Einbeziehung aller gesellschaftlichen Gruppen führt zu einem gelungenen Integrationsprozess.
Leider wird das Wort Integration sehr oft dann in den Raum geworfen, wenn Migrant:innen aus der Reihe tanzen. Als ob nur in Deutschland menschenverachtende Haltungen verboten seien und alle Menschen außerhalb Deutschlands und Europa Barbaren seien. Denken wir an das, was in der letzten Silvesternacht vorgefallen ist: Das hat nichts mit Migrationshintergrund oder gescheiterter Integration zu tun. Dieses Fehlverhalten ist überall auf der Welt illegal, respektlos und unerhört. Nirgends auf der Welt wird man Applaus dafür bekommen, ein Fahrzeug der Feuerwehr anzuzünden oder Sicherheitskräfte anzugreifen.
In Deutschland werden leider sehr oft Kriminalität, Herkunft und Integration in politischen Debatten miteinander verknüpft: Vor allem das Klischee, dass überwiegend junge männliche Migranten und Geflüchtete kriminell seien. Dies stimmt nicht mit dem aktuellen Daten- und Forschungsstand überein. Es gibt zahlreiche Studien, die beweisen, dass die Herkunft eines Menschen nichts mit der Wahrscheinlichkeit, kriminell zu werden, zu tun hat. Kriminalität hat viele Gründe und zahlreiche Faktoren spielen dabei eine Rolle, wie zum Beispiel die Lebenssituation, die Erziehung, die soziale Schicht, Umgebung und vor allem die psychische Gesundheit.
Tatsächlich betrug der Anteil der “nichtdeutschen” Tatverdächtigen 2021 nur 29,9 Prozent (ausländerrechtliche Verstöße nicht mit eingerechnet). Diese Zahlen gehen aus dem Bundeslagebild des Bundeskriminalamts hervor. Ausländerrechtliche Verstöße können nur von Ausländer:innen und Zuwanderer:innen begangen werden und diese sind Straftaten gegen das Asyl-, EU-Aufenthalts- und Freizügigkeitsrecht. Wenn man beispielsweise nach Deutschland flüchtet, dann ist die erste Straftat häufig schon die illegale Einreise ins Land. Trotzdem ist die Kriminalität 2021 um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, leider wurden die Daten von 2022 noch nicht veröffentlicht, dies wird erst im Laufe dieses Jahres geschehen.
Journalistik-Professor Dr. Thomas Hestermann von der Hochschule Macromedia veröffentlichte eine Medienanalyse Expertise für den “Mediendienst Integration” von Macromedia und fasste die Ergebnisse zusammen. Die Analyse von Thomas Hestermann aus dem Jahr 2019 basierte auf Artikeln und Berichterstattungen über Gewaltkriminalität in Deutschland aus unterschiedlichen TV-Sendungen und Zeitschriften, die über vier Wochen analysiert wurden. Er stellte fest, dass deutsche Medien seit der Kölner Silvesternacht 2015/16 im Zusammenhang mit Gewaltdelikten häufiger konkret die Herkunft der Tatverdächtigen nennen. Das ist gefährlich, weil es ein verzerrtes Bild von Gewaltverbrechen ausländischer Täter:innen vermittelt. Diese Art von Berichterstattung verstärkt rassistische Strukturen und führt zu einer Stigmatisierung ganzer Bevölkerungsgruppen, was viel Unruhe in die Gesellschaft bringt.
Die Medien stellen die polizeilichen Schlussfolgerungen komplett auf den Kopf: Nichtdeutsche Tatverdächtige oder tatverdächtige Deutsche mit Migrationshintergrund werden in Fernsehberichten 19-mal häufiger und in Zeitungsartikeln 32-Mal häufiger erwähnt als ihr statistischer Anteil laut PKS beträgt (siehe unten).
Viele Menschen denken, Integration sei nur auf die Migrant:innen bezogen. Aber deutsche Bürger:innen müssen auch mitmachen, ihnen helfen, ihnen das Gefühl geben, dass sie dazugehören und aufgenommen werden. Deutsche müssen auch versuchen, die Kultur des anderen zu verstehen und diese zu akzeptieren. Nicht nur zu kritisieren, kriminalisieren und ihnen ihre eigene Kultur aufzwingen und sie ausgrenzen, nur weil sie nicht ihre Meinung teilen, wie zum Beispiel in Bezug auf das Tragen eines Kopftuchs. Man sollte nicht nur dafür kämpfen, dass man es ausziehen kann, sondern auch dafür kämpfen, dass diejenigen es anziehen können, die es wollen, ohne dafür verurteilt zu werden.
Deswegen ist Integration ein sehr wichtiger Faktor für mich. Alle Geflüchteten und Migrant:innen müssen sich integrieren und wir müssen sie alle aufnehmen, ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln. Wir sind alle auf unsere Art und Weise wunderschön, jeder von uns hat seine Stärken und Schwächen, sei es persönlich oder kulturell. Anstatt dass wir mit dem Finger aufeinander zeigen, uns beschuldigen und unsere Unterschiede hervorheben, sollten wir zusammenkommen und voneinander lernen, um bessere Menschen zu werden. Wir sollten versuchen, eine Einheit zu bilden. In meinen Augen ist Integration ein Puzzle, welches nur durch das Zusammenwirken aller Puzzleteile sein Gesamtergebnis entfaltet. Das Gesamtergebnis ist eine schöne, friedliche und internationale Gemeinschaft.
Von Hermela Vittorio Giovanni
Quellenangaben:
Integration, M. (o. D.). Kriminalität in der Einwanderungsgesellschaft. Mediendienst Integration. Abgerufen am 10. Januar 2023, von https://mediendienst-integration.de/desintegration/kriminalitaet.html
Kriminalität im Kontext von Zuwanderung. (o. D.). In Bundeskriminalamt. Bundeskriminalamt. Abgerufen am 10. Januar 2023, von https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/pks_node.html
Hochschule Macromedia. (2022, 20. Dezember). Gewaltkriminalität: Medienanalyse von Macromedia-Wissenschaftler -. Macromedia Hochschule. Abgerufen am 10. Januar 2023, https://www.macromedia-fachhochschule.de/de/hochschule/ueber-uns/news/berichterstattung-uber-gewaltkriminalitat-neue-medienanalyse-von-macromedia-wissenschaftler/
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