Umdenken einer Wegwerfgesellschaft

11 Millionen Tonnen – so viele Lebensmittel landen alleine in Deutschland jedes Jahr im Müll, laut einer Studie des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Ein Kilo Äpfel hier, ein Laib Brot da – alles, was in Form und Aussehen vom Standard abweicht, wird unnötig entsorgt. Um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken, gehen immer mehr Leute illegal containern. Containern oder im Englischen „dumpster diving“ bezeichnet die Verwertung von noch genießbaren Lebensmitteln, die von Supermärkten bereits entsorgt wurden. Dabei kommt es immer wieder zum Zwist mit der Polizei. Doch nicht nur die Lebensmittelverschwendung ist ein Grund, containern zu gehen und das Risiko erwischt zu werden, in Kauf zu nehmen. Auch bedürftige Menschen betreiben oft „dumpster diving“ und begehen damit gemäß § 123 und § 242 des deutschen Strafgesetzbuchs Hausfriedensbruch und Diebstahl.

Ich habe Menschen im Alter von 15 bis 71 zum Thema Containern befragt und was für sie ein geeigneter Lösungsansatz wäre, um den Konflikt mit der Polizei zu vermeiden.

Tim, 33

„Grundsätzlich finde ich es schlecht, dass Lebensmittel überhaupt weggeschmissen werden, die noch genießbar sind, nur wegen irgendwelcher Richtlinien. Ich finde das komplett verschwenderisch, da sehe ich keinen Sinn. Ich war selbst schon ein paar Mal containern. Das war in einer Zeit, wo ich nicht so viel Geld hatte, habe das also vor allem aus finanziellen Gründen getan. Meistens gab es sogar viel mehr Lebensmittel, als man selbst verwerten kann. Die habe ich dann weiterverschenkt in meinem Bekanntenkreis. Es ist auch nicht immer einfach containern zu gehen, weil es bei vielen Supermärkten nicht die Möglichkeit gibt, an die Müllcontainer zu kommen. Diese sind zum Beispiel in extra Räumen eingeschlossen. Ich finde es sollte einfach nicht illegal sein, da muss sich was in der Politik ändern. Es sollte geändert werden, dass Supermärkte ihre Lebensmittel bei kleinen Mängeln nicht wegschmeißen müssen. Und wenn das nicht möglich ist, dann sollte es wenigstens die Möglichkeit geben sich legal die Lebensmittel zu holen ohne irgendwo einbrechen zu müssen und sich kriminell zu fühlen. Dann gäbe es auch keinen Ärger mehr mit der Polizei.“

Wolfgang, 71

„Containern finde ich in Ordnung. Viel besser, als die Lebensmittel wegzuschmeißen. Es sollte aber bestimmte Bedingungen geben. Zum Beispiel, dass man sich dafür vorher registrieren muss. Noch eine bessere Methode wäre für mich, dass Gesetzgeber die Supermärkte verpflichten, ihre Lebensmittel an die Tafel zu liefern, bevor sie weggeschmissen werden. Dann wären gleich mehrere Probleme gelöst, weil die Tafel auch zu wenig hat. Wenn ich selbst Unternehmer wäre, würde ich das ausschlachten, so nach dem Motto: Ich bin großzügig, bei meinem Supermarkt ist containern erlaubt, ich helfe gerne Menschen.“

Karin, 53

„Ich finde containern gut, das sollte legalisiert werden. Ich habe aber Bedenken, bei dem Verpackungsmüll der entstehen könnte und einfach liegen gelassen wird von den Leuten, die sich die Lebensmittel nehmen. Dann sollte man Tafeln aufstellen, dass der Müll mitgenommen werden muss. Ich würde auch selber containern gehen, da durch würde ich Geld sparen. Die Polizei hat doch bestimmt bessere Sachen zu tun, es sollte nicht mehr strafbar sein. Lebensmittel sollten am besten den ganzen Tag zu bestimmten Zeiten von Supermärkten ausgegeben werden. Dieses heimliche Verteilen in der Dunkelheit, nachdem der Supermarkt schließt, würde ich nicht gut finden. Es sollte einfach normalisiert werden.“

Fabiola, 15

„Containern finde ich okay. Immer noch besser, als die Lebensmittel wegzuschmeißen und zu verschwenden. Die Reste die sowieso im Müll landen, könnten stattdessen im Supermarkt kostenlos verteilt werden. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht, es legal zu machen.“

Lara, 28

„Ein Lösungsansatz wäre logischerweise, das Containern legal zu machen. Ich meine, containern ist illegal und ich finde es nicht gut, wenn man es macht. Aber manche Menschen müssen es einfach machen, weil sie nicht genug zu essen haben. Ich finde es schlimm, dass diese Menschen oft keine Möglichkeit haben, legal an Lebensmittel zu kommen. Ich verstehe nicht, wieso manche Märkte das nicht direkt an die Tafel oder bestimmte Organisationen weitergeben. Ich finde es einfach nur traurig, dass es sein muss, dass Leute auf das Containern angewiesen sind, weil es für sie überlebenswichtig ist.“

Auch in einer 2020 durchgeführten Online-Umfrage auf Statista sprachen sich 81 Prozent von über 5.000 Befragten für eine Legalisierung des Containerns in Deutschland aus. In anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich dürfen Supermärkte, mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern, ihre Lebensmittelreste nicht mehr in Containern entsorgen. In Kanada ist das Containern sogar legal.

Wann es in Deutschland zu einer neuen Regelung oder der Legalisierung kommen könnte, ist nicht absehbar.

Von Jana Weiß

Quellen:

https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1126022/umfrage/legalisierung-von-containern-in-deutschland/

Foto: Symbolbild, Pixabay

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