Wer sich nicht regelmäßig mit diesem Thema beschäftigt, kann mit der rasanten Entwicklung des technischen Fortschritts aktuell kaum Schritt halten. Das Ausmaß der Auswirkungen, die vor allem die künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft auf unser Leben haben wird, ist schwer vorstellbar. Erst vor wenigen Monaten hat das Unternehmen Open AI die Text-zu-Bild-Software „DALL-E 2“ veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt hieß es, dass es noch eine Weile dauern würde, bis eine KI aus Texten nicht nur Bilder, sondern auch Videos generieren kann. Doch auch diese Entwicklung ist mit Googles Projekt „Imagen“ schneller verlaufen als angenommen. Um auf die technischen Entwicklungen zu reagieren, hat das Europäische Parlament im Mai 2022 einen Sonderausschuss gebildet. Dieser soll sich speziell mit den Risiken, aber auch den Vorteilen von KI befassen und einen „Fahrplan“ für den Umgang Europas mit ihr formulieren soll.
KI-Kritiker zeichnen ein besonders apokalyptisches Bild der Zukunft. Sie befürchten superintelligente Maschinen, die sich gegen ihre Schöpfer auflehnen und die Menschheit vernichten werden. Obwohl Skepsis eine verständliche Reaktion ist, darf man nicht vergessen, dass der technische Wandel unvermeidlich und dadurch nicht unbedingt negativ ist. Die Welt entwickelt sich ständig weiter, und wer sich mit dieser Entwicklung nicht auseinandersetzt, wird abgehängt.
Sicherlich ist die Angst vor Unterbeschäftigung durch Automatisierung in vielen Bereichen berechtigt. Doch diese Angst gab es schon zu Beginn der industriellen Revolution. Außerdem bringt jede neue Technologie auch neue Möglichkeiten mit sich. In Bezug auf KI gilt dies in zweierlei Hinsicht:
Erstens: KI übernimmt Arbeitsschritte und schafft dadurch neue Möglichkeiten. Die Vorstellung, dass dadurch ganze Arbeitsfelder wegfallen oder, im Hinblick auf Tools wie DALL-E 2, Künstler:innen komplett ersetzt werden, lässt die Tatsache außer Acht, dass Menschen neue Technologien stets als Werkzeuge genutzt haben und auch weiterhin nutzen werden, anstatt ihre Arbeit vollständig aufzugeben. Außerdem ersetzt selbst das perfekteste KI-generierte Bild nicht das Gefühl, durch eigenes künstlerisches Schaffen seinen menschlichen Gefühlen Ausdruck zu verleihen oder diese bei der Betrachtung von Kunstwerken nachzuempfinden.
Zweitens: Es wird Arbeit geben, die überflüssig wird. Dies ist jedoch nur in einem System, in dem Arbeit mehr Selbstzweck als tatsächlichen Nutzen hat, etwas Schlechtes. Vielleicht müssen wir uns auf die Vorstellung einlassen, dass es eine Welt geben könnte, in der KI die Arbeit erledigt – für die viele Menschen heute noch schlecht bezahlt arbeiten – während sich die Menschen der Zukunft auf die kreativen und koordinierenden Aufgaben konzentrieren. In diesem System könnte Arbeit einem anderen Zweck dienen, als der Finanzierung menschlicher Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Wohnraum. Unser Verständnis von Arbeit könnte sich in einem solchen System grundsätzlich verändern. KI hat das Potenzial, die Welt zu verändern, indem sie riesige Mengen an Daten verarbeitet, so wie es kein Mensch und keine herkömmliche Software vermag. Dies ermöglicht zum Beispiel, Krankheiten genauer zu diagnostizieren, Verwaltung und Energieversorgungssysteme zu optimieren oder Verkehrsmittel durch autonomes Fahren zu revolutionieren, wie es auch für den HeinerLiner-Fuhrpark geplant ist.
Bei allen Bedenken zu dieser neuen Technologie darf nicht vergessen werden, dass Künstliche Intelligenz an sich neutral ist. Es ist wichtig Risiken nicht zu unterschätzen. Wir müssen jedoch aufpassen, dass uns unsere Ängste nicht den Blick auf die Vorteile der KI verstellen. Erstrebenswert ist, ein Gleichgewicht zwischen den Extremen zu finden. So kann einerseits das Potenzial dieses unvermeidlichen Wandels voll ausgeschöpft und andererseits dafür Sorge getragen werden, dass es nicht missbraucht wird.
Von Maya-Katharina Schulz
Foto: KI generiertes Bild von DALL-E 2