Wohin mit den E-Scootern?

Das Wildparken der E-Scooter wird zu einem immer größeren Ärgernis in Großstädten. Die Lösungen liegen aber auf der Hand.

Statt 20 Minuten Fußweg, vier Minuten mit dem E-Scooter. Der Fußweg kostet mich nichts außer Zeit, die Scooterfahrt kostet mich wahrscheinlich etwas mehr als einen Euro. Wenn ich mich für die Scooter-Option entscheide, muss ich aber mit Anfeindungen rechnen. Fußgänger:innen fühlen sich auf Gehwegen belästigt, Radfahrer:innen fühlen sich auf Radwegen belästigt und von Autofahrer:innen müssen wir gar nicht erst anfangen. Woher kommt aber diese Abneigung gegenüber den E-Scootern?

Die E-Scooterflut kam mehr oder weniger über Nacht und niemand war richtig darauf vorbereitet. Vor allem die Regierungen und Verantwortlichen haben sich vermutlich gedacht: „Wird schon schiefgehen!“ Es wurden keine klaren Regeln für die Nutzung festgelegt, was verständlicherweise für Frustration, bei der nicht-rollerfahrenden Bevölkerung gesorgt hat. Die illegale Entsorgung der Gefährte in Flüssen und Seen, hohe Unfallraten und die unklare Parksituation sorgen immer wieder für Unmut im Straßenverkehr. Zudem muss man zum Fahren eines Rollers nur ein PayPal- oder Kreditkartenkonto hinterlegen. Das führt dazu, dass Kinder ab 14 Jahren berechtigt sind, einen solchen Roller zu bewegen. All das sind valide Bedenken. Gleichzeitig gibt es genug Möglichkeiten, die für weniger Unmut gegenüber den Scootern sorgen und eine bessere Integration in die Verkehrsinfrastruktur ermöglichen.

Eines der größten Ärgernisse ist die Parksituation: Aktuell kann man die Roller so gut wie überall abstellen: Bürgersteige, Fußgängerzonen, Straßen und viele weitere Orte, an denen sich Passant:innen von den E-Scootern gestört fühlen. Wenn man sich aber in die Rolle eines E-Scooterfahrers versetzt, wird man zwangsläufig feststellen, dass man es nicht anders machen würde. Für Fahrräder gibt es ausgewiesene Abstellmöglichkeiten, wie beispielsweise Fahrradständer, nichtsdestotrotz schließen Fahrradfahrer:innen ihre Räder an Laternenpfählen, Gartenzäunen und Ähnlichem an. Wo soll ein E-Scooterfahrer sein Gefährt abstellen, wenn es nicht mal etwas Vergleichbares wie Fahrradständer gibt? Es muss daher klare Parkzonen geben, durch die sich niemand gestört fühlt. Jeder, der einen Roller besteigt, muss sich vorher darüber informieren, wo sich beim Zielort die nächste Parkzone befindet. n diesem Falle müssten Stadtverwaltungen tätig werden und es sollte nicht in Anfeindungen gegenüber den Rollerfahrer:innen enden, die grundsätzlich keinen Fehler begehen.

Das Problem ist, dass man die E-Scooter nicht – wie etwa ein Fahrrad – so abschließen kann, dass sie wegbewegt werden können. Da die Roller eine Leihgabe sind, für die bezahlt wird, fehlt das Verantwortungsbewusstsein bei den Fahrer:innen. Das sorgt dafür, dass „lustige“, gelangweilte Jugendliche oder auch frustrierte, genervte Menschen der älteren Semester auf dumme Ideen kommen und die Roller entweder umtreten oder in umliegenden Gewässern versenken. Sobald klar ausgeschriebene Parkzonen mit Abschließ-System vorhanden wären, müssten die Scooter-Firmen dafür sorgen, dass die Scooter sich im abgestellten Zustand nicht mehr bewegen können.

Gleichzeitig müssten Falschparker (außerhalb der Parkzonen) mit Strafzetteln bestraft werden. Über die App sollte nachvollziehbar sein, welche Person den Roller falsch abgestellt hat und diese muss dann die Konsequenzen tragen. Wiederholungstäter:innen sollten mit temporären Fahrverboten rechnen.

Die Unfallraten sind zu vergleichen mit den Unfallraten bei Radfahrern; sobald man am Straßenverkehr teilnimmt und kein Auto fährt, begibt man sich in ein gewisses höheres Risiko. Was für ein Sinken der Quote sorgen könnte, ist ein härteres Durchgreifen der Polizei bei Fehlverhalten, wie beispielsweise das Überfahren von roten Ampeln oder alkoholisiertem Fahren.

Der Ärger auf die Scooterfahrer:innen kommt letztendlich daher, dass sich die Großstädte nicht richtig auf die E-Scooter vorbereitet haben und jetzt mit unsinnigen Verboten, wie zum Beispiel einem Nachtfahrverbot, um sich werfen. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, die zwar mit einem gewissen Aufwand für die Städte verbunden sind, aber dafür sorgen würden, dass die E-Scooter keine Außenseiter der Verkehrsinfrastruktur mehr wären. Dies könnte vielleicht auch dafür Sorge tragen, dass man als E-Scooterfahrer:in nicht mit Anfeindungen von allen Seiten rechnen muss.

Von Julian Jonathan Erbs

Foto: Symbolbild, Pixabay


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